Die harte Wahrung bei Testfahrten sind die Rennsimulationen. auto motor und sport hat sich eine geheime Analyse der letzten acht Testtage von Barcelona besorgt und mit 2011 verglichen. Demnach hatte Mercedes sogar die Nase vorn. Doch Vorsicht. Auch bei dieser Rechnung gibt es mogliche Fehlerquellen.
Die Analyse der Testzeiten ist eine Wissenschaft fur sich. 7.371 Runden spulten die Teams in Barcelona ab. Wer sich die Muhe macht und die Datenflut zu analysieren, bekommt am Ende immerhin einen Eindruck davon, wie sich die Formel 1-Reihenfolge in den ersten Grand Prix-Rennen darstellen konnte.
Der erste Blick geht naturlich auf die Bestzeiten. Wer die schnellsten Runden der einzelnen Teams als Basis seiner Hochrechnung fur die Saison nimmt, muss Lotus auf seinem Tippzettel ganz vorne haben. In Jerez fuhr Romain Grosjean die Bestzeit, in Barcelona sein Teamkollege Kimi Raikkonen. Der Finne lag mit 1.22,030 Minuten knapp vor Sauber-Pilot Sergio Perez mit 1.22,094 Minuten und Jenson Button im McLaren mit 1.22,103 Minuten.
Nach dieser Rechnung mussten sich Red Bull und Mercedes Sorgen machen. Red Bull kam nie unter 1.22,662 Minuten, Mercedes nie unter 1.22,932 Minuten. Wir wissen naturlich alle, dass beide Teams noch einiges in der Hinterhand haben. Die Preisfrage ist wie viel.
Besser zur Analyse eignen sich Dauerlaufe und Rennsimulationen, im Formel 1-Deutsch Longrun genannt. Auch hier gibt es starke Schwankungen, je nach Setup oder Reifenzustand. "Wenn die Fahrzeugbalance fur die verwendeten Reifen nicht stimmt, kannst du ganz schnell absturzen", doziert Mercedes-Teamchef Ross Brawn.
Wer einen Stint mit einem gebrauchten Reifensatz beginnt, sieht bei gleicher Spritmenge deutlich schlechter aus wie einer, der die gleiche Sequenz mit frischen Reifen desselben Gummityps angeht. Die Beobachter an der Strecke sehen nur, wer auf welchen Reifen unterwegs ist. Sie wissen aber nicht, wie viele Runden die bereits abgespult haben. Ein entscheidender Faktor bei der Einschatzung der Rundenzeiten.
Die Teams wissen untereinander ganz genau Bescheid. Sie haben alle Rundenzeiten, Sektorwerte, Temperaturen und die Tageszeit parat. Und sie erfahren jeden Abend von Pirelli, wer wann mit welchen Reifen gefahren ist. Diese Parameter gehen in die Hochrechnungen der Analysten mit ein. Sie nehmen jeden Longrun ab acht Runden, der in den acht Testtagen von Barcelona gefahren wurde, bewerten ihn mit den Rahmenbedingungen, erstellen Best- und Worstcase-Szenarien und bilden daraus einen gemeinsamen Nenner. Eine durchschnittliche Rundenzeit fur alle Dauerlaufe.
Dieser Wert wird ins Verhaltnis mit den Erfahrungen des Vorjahres gesetzt. Auch da gab es nach acht Testtagen in Barcelona einen Mittelwert. Und dieser wurde dann mit der durchschnittlichen Rundenzeit beim GP Spanien drei Monate spater an gleicher Stelle abgeglichen. Generell ist die Strecke von Barcelona bei hoheren Temperaturen im Mai etwas langsamer. Dafur haben die Ingenieure in diesen drei Monaten aber auch schon wieder ein paar Zehntel Rundenzeit gefunden.
Im Ruckblick auf 2011 lasst sich herauslesen, wer bei den Testfahrten in welche Richtung trickst. Wer im Rennen schneller fuhr, hat entweder in den drei Monaten besser entwickelt oder bei den Tests nicht alles gezeigt. Er hat dann eine Rennsimulation eben nicht mit 140, sondern 150 oder 160 Kilogramm Benzin begonnen. Umgekehrt muss man davon ausgehen, dass beim Testen tendenziell mit weniger Sprit gefahren wurde, um Aufmerksamkeit zu erlangen oder seine eigenen Nerven zu beruhigen.
auto motor und sport hat sich eine solche detaillierte Testanalyse besorgt und mit eigenen Hochrechnungen abgeglichen. Das Ergebnis ist eine Sensation. Wenn die Kalkulationen stimmen, dann konnte Mercedes in diesem Jahr um den Sieg mitfahren. Zumindest auf einem Streckentyp wie Barcelona. Der neue Silberpfeil war mit einer durchschnittlichen Longrun-Zeit von 1.29,235 Minuten das schnellste Auto in Barcelona.
Auf Platz zwei liegt, man glaubt es kaum, der neue Sauber mit 1.29,640 Minuten. Allerdings galt das Auto aus Hinwil auch im Vorjahr nach den Wintertests als Geheimtipp. Beim Rennen war es dann durchschnittlich um 1,957 Sekunden langsamer als bei den Probelaufen im Winter.
Hinter Sauber folgen dicht gestaffelt Red Bull mit 1.29,706 Minuten, McLaren mit 1.29,923 Minuten und Lotus mit 1.30,014 Minuten. Bei Red Bull und McLaren ist das Bild allerdings unscharf. Beide haben in den letzten beiden Tagen stark modifizierte Autos nach Barcelona gebracht. Darunter litten die Rundenzeiten. Ingenieure und Fahrer mussten ihre halbneuen Autos erst einmal wieder neu kennenlernen.
Der Abgleich mit 2011 zeigt, dass die Testergebnisse von Mercedes im Vergleich zu der Vorstellung spater im Rennen ziemlich reprasentativ waren. 2011 hatten sich die Silberpfeile zwischen Test und Rennen nur um 0,206 Sekunden verbessert. Auch Red Bull lag im Rennen nahe an seiner Testperformance. Unterschied: 0,118 Sekunden.
Bei McLaren fiel der Sprung im letzten Jahr aus verstandlichen Grunden gro?er aus. Die Testversion des MP4-26 war mit vielen Problemen behaftet. Ein neues Auspuffsystem verhalf McLaren gleich beim Saisonauftakt zu einem riesigen Sprung nach vorne.
Der Blick auf 2011 zeigt auch, dass Ferrari, Lotus, Sauber und Force India bei ihren Testprogrammen traditionell mit etwas weniger Benzin an Bord unterwegs waren. Das konnte bedeuten, dass man deren Testergebnisse 2012 auf mit einem leichten Korrekturfaktor nach oben versehen muss.
Fur Ferrari eine Bankrotterklarung. Mit einer durchschnittlichen Testzeit 2012 von 1.30,484 Minuten liegt man ohnehin schon uber eine Sekunde hinter Mercedes. Sollte das auch noch schon gerechnet sein, wird es bitter. Auch Williams hat nach dieser Rechnung ein Problem. Das blauwei?e Auto ist auf eine Runde nicht schlecht, hat aber wie im Vorjahr Defizite im Renntrimm. Der Abstand zu Force India und Toro Rosso ist deutlich.
Das Bild von Barcelona kann sich nicht 1:1 auf Melbourne ubertragen lassen. Der Kurs im Albert Park ist ein ganz anderer Streckentyp. Hier gibt es kaum schnelle und lang gezogene Kurven. Hier sind ein gutes Bremsverhalten und gute Traktion die Joker. So wie in Jerez. Und da hinterlie? Red Bull klar den besten Eindruck. Mercedes fuhr in Jerez nur mit dem alten Auto.
Malaysia ahnelt schon eher Barcelona, doch da erwarten uns ganz andere Asphalttemperaturen. 50 statt 25 Grad. Pirelli-Reifenchef Paul Hembery warnt: "Da konnten wir in Bezug auf die Reifen ein vollig anderes Verschlei?verhalten sehen als in Barcelona." Vielleicht halten Ross Brawn, Norbert Haug, Michael Schumacher und Nico Rosberg deshalb den Ball so flach. Wer jetzt in zu gro?er Euphorie macht, muss am Ende den Spott ertragen, wenn es nicht klappt.
Die Analyse der Testzeiten ist eine Wissenschaft fur sich. 7.371 Runden spulten die Teams in Barcelona ab. Wer sich die Muhe macht und die Datenflut zu analysieren, bekommt am Ende immerhin einen Eindruck davon, wie sich die Formel 1-Reihenfolge in den ersten Grand Prix-Rennen darstellen konnte.
Der erste Blick geht naturlich auf die Bestzeiten. Wer die schnellsten Runden der einzelnen Teams als Basis seiner Hochrechnung fur die Saison nimmt, muss Lotus auf seinem Tippzettel ganz vorne haben. In Jerez fuhr Romain Grosjean die Bestzeit, in Barcelona sein Teamkollege Kimi Raikkonen. Der Finne lag mit 1.22,030 Minuten knapp vor Sauber-Pilot Sergio Perez mit 1.22,094 Minuten und Jenson Button im McLaren mit 1.22,103 Minuten.
Nach dieser Rechnung mussten sich Red Bull und Mercedes Sorgen machen. Red Bull kam nie unter 1.22,662 Minuten, Mercedes nie unter 1.22,932 Minuten. Wir wissen naturlich alle, dass beide Teams noch einiges in der Hinterhand haben. Die Preisfrage ist wie viel.
Besser zur Analyse eignen sich Dauerlaufe und Rennsimulationen, im Formel 1-Deutsch Longrun genannt. Auch hier gibt es starke Schwankungen, je nach Setup oder Reifenzustand. "Wenn die Fahrzeugbalance fur die verwendeten Reifen nicht stimmt, kannst du ganz schnell absturzen", doziert Mercedes-Teamchef Ross Brawn.
Wer einen Stint mit einem gebrauchten Reifensatz beginnt, sieht bei gleicher Spritmenge deutlich schlechter aus wie einer, der die gleiche Sequenz mit frischen Reifen desselben Gummityps angeht. Die Beobachter an der Strecke sehen nur, wer auf welchen Reifen unterwegs ist. Sie wissen aber nicht, wie viele Runden die bereits abgespult haben. Ein entscheidender Faktor bei der Einschatzung der Rundenzeiten.
Die Teams wissen untereinander ganz genau Bescheid. Sie haben alle Rundenzeiten, Sektorwerte, Temperaturen und die Tageszeit parat. Und sie erfahren jeden Abend von Pirelli, wer wann mit welchen Reifen gefahren ist. Diese Parameter gehen in die Hochrechnungen der Analysten mit ein. Sie nehmen jeden Longrun ab acht Runden, der in den acht Testtagen von Barcelona gefahren wurde, bewerten ihn mit den Rahmenbedingungen, erstellen Best- und Worstcase-Szenarien und bilden daraus einen gemeinsamen Nenner. Eine durchschnittliche Rundenzeit fur alle Dauerlaufe.
Dieser Wert wird ins Verhaltnis mit den Erfahrungen des Vorjahres gesetzt. Auch da gab es nach acht Testtagen in Barcelona einen Mittelwert. Und dieser wurde dann mit der durchschnittlichen Rundenzeit beim GP Spanien drei Monate spater an gleicher Stelle abgeglichen. Generell ist die Strecke von Barcelona bei hoheren Temperaturen im Mai etwas langsamer. Dafur haben die Ingenieure in diesen drei Monaten aber auch schon wieder ein paar Zehntel Rundenzeit gefunden.
Im Ruckblick auf 2011 lasst sich herauslesen, wer bei den Testfahrten in welche Richtung trickst. Wer im Rennen schneller fuhr, hat entweder in den drei Monaten besser entwickelt oder bei den Tests nicht alles gezeigt. Er hat dann eine Rennsimulation eben nicht mit 140, sondern 150 oder 160 Kilogramm Benzin begonnen. Umgekehrt muss man davon ausgehen, dass beim Testen tendenziell mit weniger Sprit gefahren wurde, um Aufmerksamkeit zu erlangen oder seine eigenen Nerven zu beruhigen.
auto motor und sport hat sich eine solche detaillierte Testanalyse besorgt und mit eigenen Hochrechnungen abgeglichen. Das Ergebnis ist eine Sensation. Wenn die Kalkulationen stimmen, dann konnte Mercedes in diesem Jahr um den Sieg mitfahren. Zumindest auf einem Streckentyp wie Barcelona. Der neue Silberpfeil war mit einer durchschnittlichen Longrun-Zeit von 1.29,235 Minuten das schnellste Auto in Barcelona.
Auf Platz zwei liegt, man glaubt es kaum, der neue Sauber mit 1.29,640 Minuten. Allerdings galt das Auto aus Hinwil auch im Vorjahr nach den Wintertests als Geheimtipp. Beim Rennen war es dann durchschnittlich um 1,957 Sekunden langsamer als bei den Probelaufen im Winter.
Hinter Sauber folgen dicht gestaffelt Red Bull mit 1.29,706 Minuten, McLaren mit 1.29,923 Minuten und Lotus mit 1.30,014 Minuten. Bei Red Bull und McLaren ist das Bild allerdings unscharf. Beide haben in den letzten beiden Tagen stark modifizierte Autos nach Barcelona gebracht. Darunter litten die Rundenzeiten. Ingenieure und Fahrer mussten ihre halbneuen Autos erst einmal wieder neu kennenlernen.
Der Abgleich mit 2011 zeigt, dass die Testergebnisse von Mercedes im Vergleich zu der Vorstellung spater im Rennen ziemlich reprasentativ waren. 2011 hatten sich die Silberpfeile zwischen Test und Rennen nur um 0,206 Sekunden verbessert. Auch Red Bull lag im Rennen nahe an seiner Testperformance. Unterschied: 0,118 Sekunden.
Bei McLaren fiel der Sprung im letzten Jahr aus verstandlichen Grunden gro?er aus. Die Testversion des MP4-26 war mit vielen Problemen behaftet. Ein neues Auspuffsystem verhalf McLaren gleich beim Saisonauftakt zu einem riesigen Sprung nach vorne.
Der Blick auf 2011 zeigt auch, dass Ferrari, Lotus, Sauber und Force India bei ihren Testprogrammen traditionell mit etwas weniger Benzin an Bord unterwegs waren. Das konnte bedeuten, dass man deren Testergebnisse 2012 auf mit einem leichten Korrekturfaktor nach oben versehen muss.
Fur Ferrari eine Bankrotterklarung. Mit einer durchschnittlichen Testzeit 2012 von 1.30,484 Minuten liegt man ohnehin schon uber eine Sekunde hinter Mercedes. Sollte das auch noch schon gerechnet sein, wird es bitter. Auch Williams hat nach dieser Rechnung ein Problem. Das blauwei?e Auto ist auf eine Runde nicht schlecht, hat aber wie im Vorjahr Defizite im Renntrimm. Der Abstand zu Force India und Toro Rosso ist deutlich.
Das Bild von Barcelona kann sich nicht 1:1 auf Melbourne ubertragen lassen. Der Kurs im Albert Park ist ein ganz anderer Streckentyp. Hier gibt es kaum schnelle und lang gezogene Kurven. Hier sind ein gutes Bremsverhalten und gute Traktion die Joker. So wie in Jerez. Und da hinterlie? Red Bull klar den besten Eindruck. Mercedes fuhr in Jerez nur mit dem alten Auto.
Malaysia ahnelt schon eher Barcelona, doch da erwarten uns ganz andere Asphalttemperaturen. 50 statt 25 Grad. Pirelli-Reifenchef Paul Hembery warnt: "Da konnten wir in Bezug auf die Reifen ein vollig anderes Verschlei?verhalten sehen als in Barcelona." Vielleicht halten Ross Brawn, Norbert Haug, Michael Schumacher und Nico Rosberg deshalb den Ball so flach. Wer jetzt in zu gro?er Euphorie macht, muss am Ende den Spott ertragen, wenn es nicht klappt.
