AppId is over the quota
Ferrari hat wieder etwas Luft zum Atmen. Fernando Alonsos Sieg in Malaysia zwingt Teamchef Stefano Domenicali nicht zum unmittelbaren Handeln. So wird auch das Thema Felipe Massa aufgeschoben. Es kann aber jederzeit wieder hochkochen. Doch ist ein Fahrerwechsel mitten in der Saison sinnvoll?
Ferrari ist kein normales Team. Keiner feiert seine Siege so schon wie die Truppe aus Maranello. Und keiner steht bei Niederlagen derart unter dem Mikroskop der Kritiker. Als Fernando Alonso beim Saisonauftakt in Melbourne nur den funften Platz belegte und Felipe Massa auf Rang 13 nach einer Kollision mit Bruno Senna die Segel streichen musste, da verlangte das Fachblatt "Autosprint" die Ablosung des Brasilianers.
Die Namen Jarno Trulli und Sergio Perez wurden in den Raum geworfen. In den deutschsprachigen Gazetten wird derzeit haufig Name Adrian Sutil ins Spiel gebracht. Als McLaren-Mercedes 2009 auf einem ahnlichen Niveau in die Saison gestartet ist, da hat keiner den Kopf von Heikki Kovalainen gefordert.
Ferrari steht immer unter Druck. Wird er zu gro?, muss ein Bauernopfer her. Seit Jean Todt den Sitz des Prasidenten geraumt hat, lasst sich der Rennstall wieder vermehrt von der offentlichen Meinung in der Presse leiten. Im letzten Jahr musste Aldo Costa gehen. Heute wei? man, dass der damalige Technische Direktor gefeuert wurde, um Ruhe in die Partie zu bringen.
Costa hatte gerade noch ein umfangreiches Aerodynamikpaket auf den Weg gebracht. Es war Costas Pech, dass es nicht gleich beim Debut in Barcelona funktionierte. Hauptsachlich deshalb, weil die Ingenieure die Vorteile des Anblasens des Diffusors nicht auf Anhieb verstanden. Nur eine Woche spater in Monte Carlo war das gleiche Konzept gut genug, dass Alonso mit Sebastian Vettel und Jenson Button um den Sieg fahren konnte. Doch nach der Uberrundung von Alonso in Barcelona musste einer der Kopf hinhalten. In Monaco war Costa schon nicht mehr an Bord.
Diesmal kann Ferrari keinen der leitenden Ingenieure in die Wuste schicken. Man hatte ja nicht mal Ersatz dafur. Au?erdem musste man sich eingestehen, dass der Weg des aggressiven Design auch nicht mehr bringt als der angeblich so konservative Weg der Vorganger. Pat Fry, Nicolas Tombazis, Steve Clarke und Marco de Luca mussen gehalten werden, weil sie dieses Auto gebaut haben und demzufolge auch die einzigen sind, die es gesundbeten konnen.
Was also ware einfacher, den Fahrer zum Sundenbock zu stempeln, um die Medien zu beruhigen? Felipe Massa hat das Rennfahren sicher nicht verlernt. Er hat nur Muhe, mit einem kritischen Auto schnell zu fahren. Aber wer hatte das nicht, au?er einem Fernando Alonso? Der hat es bei Minardi 2001 und bei Renault 2008 und 2009 gelernt. Erinnern Sie sich, wo in diesen Jahren seine Teamkollegen waren? Alonso hat sie allesamt nach Strich und Faden an die Wand gefahren.
Stefano Domenicali hat Recht, wenn er sagt: "Wir mussen Felipe das Vertrauen ins Auto zuruckgeben. Dazu brauchen wir ein besseres Auto." Hoffentlich erinnert er sich auch daran, wenn die Kritik wieder lauter wird und die Euphorie nach dem unerwarteten Malaysia-Sieg abgeebbt ist. Oder besser noch kommt er erst gar nicht in die Lage, handeln zu mussen, weil seine Ingenieure eine schnelle Losung finden.
Ferrari hatte nichts davon, Massa mitten in der Saison auszutauschen. Au?er noch mehr Arger. Jeder, der frisch in dieses Team kame, stunde vor einem Berg von Schwierigkeiten. Er musste das Team kennenlernen. Dazu das Auto, das selbst die eigenen Ingenieure und Fahrer vor Ratsel stellt. Und er musste gegen den komplettesten Rennfahrer unserer Zeit antreten, der alles schon kennt, bestens im Team vernetzt ist und obendrein schnell Autofahren kann. Eine unlosbare Aufgabe.
Ein Sergio Perez konnte sich damit seine Karriere ruinieren. Der Job ware nur etwas fur die Hoffnungslosen, die in einer Art ultima ratio auf alles oder nichts setzen. Zum Beispiel Trulli oder Sutil. Es gibt ubrigens ein abschreckendes Beispiel. Giancarlo Fisichella hat sich 2009 seinen Lebenstraum erfullt und ist funf Rennen fur den verletzten Massa eingesprungen. Mit einem ahnlich schwierig zu fahrenden Auto. Fisichella ist damals grandios gescheitert.