Sebastian Vettel: "Kein Grund zur Panik"

Fur Sebastian Vettel ist es ein ungewohnter Anblick. Beim Start zum GP Australien stehen funf Autos vor seiner Nase. Der Weltmeister sieht aber noch keinen Grund zur Panik. Der neue Red Bull RB8 ist im Prinzip ein gutes Auto. Mangels Kilometer fanden die Fahrer aber nicht die richtige Balance.

Bei Red Bull rieb man sich verwundert die Augen. Startplatz funf fur Mark Webber, Rang sechs fur Sebastian Vettel. Das gab es die ganze letzte Saison nicht. Zum ersten Mal seit Monza 2010 steht kein Red Bull in der ersten Startreihe. Der gro?e Favorit strauchelte beim Auftakt in diese Saison. Alle Analysten hatten sich nach den Tests getauscht.
Auch wenn es bei Red Bull optimal gelaufen ware, lag die Pole Position au?er Reichweite. "Ich habe in der ersten Kurve einen Fehler gemacht. Der hat mich zweieinhalb Zehntel gekostet. Wenn alles gepasst hatte, ware vielleicht Platz drei moglich gewesen, aber McLaren war heute eindeutig zu stark fur uns", rechnete Vettel nach.
Auch Mark Webber hatte keine Entschuldigung, die gewichtig genug gewesen ware, um den Ruckstand von 0,729 Sekunden auf die Trainingsbestzeit von Lewis Hamilton zu erklaren. "Mir ist ab der zweiten Qualifikationsrunde KERS ausgefallen. Dann habe ich erst mal einen Versuch gebraucht, mich darauf einzustellen. Bei meinem letzten Versuch habe ich noch einen kleinen Fehler eingebaut. Ich will jetzt nicht gro? herumrechnen, aber da ist vielleicht ein Zehntel liegengeblieben und weitere drei wegen KERS. Das hatte aber immer noch nicht gereicht."
Blieb die Frage nach dem Warum. Vettel fuhrte Probleme mit der Balance ins Feld. "Dann fehlt dir das Vertrauen, uberall ans Limit zu gehen. Irgendwie haben bei uns die Front- und die Heckpartie nicht zusammengepasst. Dann bist du verwundbar fur Fehler." Ein Grund dafur war der Mangel an Testkilometern. Red Bull hatte die wenigsten aller Top-Teams abgespult.
Das neue Aerodynamikpaket kam uberhaupt nur zwei Tage zum Einsatz, wovon einer durch einen Getriebeschaden auf 23 Runden verkurzt wurde. "Wir hatten nicht die Zuverlassigkeit, die wir uns gewunscht haben. Uns fehlen Kilometer, und so etwas resultiert oft darin, dass man nicht das beste Setup trifft. Wir haben noch einige Hausaufgaben vor uns", erklarte Vettel.
Der Verdacht, dass dieser Red Bull RB8 in seiner letzten Aerodynamikspezifikation vielleicht ein grundsatzliches Problem in sich birgt, wird von beiden Red Bull-Piloten bestritten. Vettel: "Ich kann kein globales Problem erkennen. Es gibt keinen Grund zur Panik. Wir mussen nichts an der Philosophie des Autos verandern. Wir brauchen einfach mehr Zeit, um mehr uber die Abstimmung zu lernen."
Webber pflichtet bei: "Es ist eigentlich nur Feintuning notig. Aber wie das in der Formel 1 so ist, konnen kleine Probleme gro?e Unterschiede ausmachen. In den letzten Jahren haben wir den Gegnern eine Lektion erteilt. Diesmal war es umgekehrt." Der Australier verteidigt den Einsatz des neuen Aerodynamikpakets, auch wenn man vorher kaum damit fahren konnte. "Wir mussten es einsetzen, weil es schneller ist, und weil es uns mehr Moglichkeiten eroffnet, mit dem Auto das zu machen, was wir wollen."
Vettel ist guter Hoffnung, dass man im Rennen den Spie? umdrehen kann. "Unser Renntempo ist gut. Bei den Dauerlaufen lagen wir auf dem Niveau von McLaren." McLaren ist nach Einschatzung des Titelverteidigers etwas besser als erwartet, Lotus die von vielen prognostizierte Uberraschung und Mercedes naher an der Spitze dran.
Webber macht eine vielsagende Andeutung: "Die Qualifikation ist zur Zeit nicht unsere Starke." Einziger Trost aus seiner Sicht. Er hat das erste Trainingsduell gegen Vettel gewonnen. Und er hat auch eine Erklarung dafur: "Ich fuhle mich in diesem Auto viel wohler. Das liegt zum Teil an den neuen Reifen, aber auch daran, dass wir den Diffusor nicht mehr anblasen. Das hat die Balance des Autos derart verschoben, dass es sich fur mich wie ein anderes Tier anfuhlte. Jetzt sitze ich wieder in einem traditionellen Rennauto."